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Slow Fashion: Wie die Gegenbewegung aussehen kann

Nina Kegel

Nachhaltigkeits-Expertin im Bereich bewusster Konsum und umweltgerechtes Leben

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Wie Slow Fashion sich als Gegenbewegung zu Fast Fashion gegen die Mechanismen der konventionellen Modeindustrie wendet - für mehr Qualität, Bewusstsein und Wertschätzung.

Slow Fashion – ein Überblick:

  • Slow Fashion bezeichnet einen nachhaltigen, achtsamen Konsum und Umgang mit Kleidung  
  • Gegenbewegung: Entschleunigung durch zeitlose, hochwertige Kleidung statt immer kurzlebigerer Trends
  • Ursprung: Die Slow Fashion-Bewegung wurde 2007 von Kate Fletcher vom Londoner Centre for Sustainable Fashion begründet, um Kritik an der Entwicklungen in der Modeindustrie zu üben
  • Ziel: Die Slow Fashion-Bewegung will einen grundlegenden Wandel im Kleidungskonsum herbeiführen, der Mensch und Natur schützen soll
  • Mehr als Nachhaltigkeit: Slow Fashion meint neben einer ökologisch und sozial verantwortungsvollen Produktion von Kleidung zugleich, das Konsumverhalten grundsätzlich zu überdenken

Während durch Digitalisierung und Globalisierung die Geschwindigkeit von Kommunikation, Produktion und Warenverkehr rasant zunimmt, macht diese Entwicklung auch vor der Modeindustrie nicht Halt. Allein von 2000 bis 2014 hat sich die Bekleidungsproduktion verdoppelt. 60 Kleidungsstücke pro Jahr kaufen Deutsche heute durchschnittlich – tragen diese allerdings nur noch halb so lang wie vor 15 Jahren.

Möglich machen diesen schnelllebigen Konsum Fast Fashion-Unternehmen, die sich gegenseitig mit bis zu 24 Kollektionen pro Jahr übertrumpfen. Und es geht noch weiter: Real-Time-Fashion heißt der neueste Trend, der nun mittels Algorithmus dafür sorgt, dass die neuesten TikTok-Modetrends in kürzester Zeit nachgeshoppt werden können. Selbstverständlich zum Billigpreis. Dabei wertet eine Künstliche Intelligenz die Daten der Plattform aus, macht durch die Anzahl der Klicks aufkommende Trends aus und sendet diese an Designer:innen von Ultra-Fast-Fashion-Unternehmen, die so täglich 700 bis 1.000 neuen Styles möglich machen.

Eine kurze Übersicht der Tipps:

  • Gegenbewegung: Slow Fashion
  • Die Geschichte von Slow Fashion
  • So kann Slow Fashion aussehen
  • Wie kann ich zur Slow Fashion Bewegung beitragen?
  • Häufige Fragen

1. Gegenbewegung: Slow Fashion

Die Gegenbewegung zu der umweltschädlichen Fast-Fashion-Maschinerie heißt Slow Fashion und steht, wie der Name schon sagt, für Langsamkeit und Entschleunigung. Slow Fashion meint einen veränderten Konsum, bei dem der tatsächliche Wert eines Kleidungsstücks erkannt und auf eine sozial wie ökologisch verträgliche Herstellung geachtet wird.

 Slow Fashion heißt auch, den allgemeinen Konsum zu reduzieren und so den einzelnen Kleidungsstücken mehr Wertschätzung entgegenzubringen. Außerdem werden Neukäufe bei Slow Fashion sorgfältig überdacht: Brauche ich ein Kleidungsstück wirklich? Wann werde ich es tragen? Wie kann ich es kombinieren? Das sind nur einige Fragen, die vor dem Kauf deutlich beantwortet werden sollten. Bei Slow Fashion von SALZWASSER heißt deswegen das Diktum: Focus on the essential. Fokussiere dich auf das, was wirklich wichtig ist.

2. Die Geschichte von Slow Fashion

Die Geschichte von Slow Fashion begann mit dem Voranschreiten von Fast Fashion: Ab den 1980er Jahren konnte Kleidung immer schneller und günstiger produziert werden, wodurch die Nachfrage an Billigmode stieg. Infolgedessen änderte sich das Geschäft im Einzelhandel grundlegend, immer schneller kamen neue Kollektionen, um der Konsumlust der Konsument:innen nachzukommen. 1991 sorgte ein Skandal um die menschenunwürdigen Bedingungen in den indonesischen Fabriken eines großen Sportherstellers dafür, dass die Herstellung der Billigkleidung mehr in den Fokus rückte. Die Gründung der Welthandelsorganisation 1995 hatte es daraufhin zum Ziel, textile Lieferketten fairer und umweltfreundlicher zu gestalten.

Erstmals als Slow Fashion benannt wurde die Bewegung 2007 von der britischen Autorin und Nachhaltigkeitspionierin Kate Fletcher vom Londoner Centre for Sustainable Fashion. In der Folgezeit traten mit der EU-Chemikalienverordnung REACH (ebenfalls 2007) und der EU-Verordnung Nr. 551 (2009) gesetzliche Rahmenbedingungen in Kraft, die Chemikalien im Herstellungsprozess verboten und so Mensch und Natur schützten. Neue Dringlichkeit erlangten grundsätzliche Veränderungen in der Textilindustrie 2013 durch den Einsturz der Rana-Plaza-Fabrik in Bangladesch. Mehr als 1100 Menschen kamen dabei aufgrund mangelnder Sicherheitsvorkehrungen ums Leben. Seitdem fordern weltweit Menschen unter dem Hashtag #whomademyclothes einen grundlegenden Wandel. Transparentere Lieferketten, bessere Arbeitsbedingungen, höherer Umweltschutz, so die Forderungen der Slow Fashion-Bewegung.

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3. So kann Slow Fashion aussehen

Für uns als Produzierende von Slow Fashion bedeutet das zuallererst, auf nachhaltige, natürliche Materialien zu setzen, die ganz ohne Kunstfasern und damit Mikroplastik auskommen. Außerdem ist der Anspruch eine hochwertige Produktion unter hohen sozialen Standards – diese haben wir zehn Kilometer vom Atlantik entfernt in Portugal gefunden, in einem Familienunternehmen, welches nun in dritter Generation geleitet wird.

Auch will die Slow Fashion-Bewegung weg von einer Praktik, bei der es vollkommen normal ist, ein Kleidungsstück für jeden Verarbeitungsschritt um die halbe Welt zu fliegen. Deswegen setzen wir von der Färberei über die Stickerei, Strickerei und Konfektion auf Portugal als Produktionsort. Dass jeder dieser Schritte unter höchsten Standards geschieht, bestätigt außerdem das GOTS-Siegel, der weltweit führende Standard für die Herstellung und Verarbeitung von Textilien aus biologisch erzeugten Naturfasern.

Doch Slow Fashion bezieht sich nicht nur auf die Produktion neuer Kleidung, sondern auf deren gesamten Lebenszyklus bzw. den generellen Umgang mit Kleidung. Dazu gehört etwa, Kleidung zu reparieren oder reparieren zu lassen und nicht mehr getragener Kleidung ein neues Zuhause zu geben, etwa durch Kleidertauschpartys oder Flohmärkte. Ziel ist es so, Kleidung möglichst lange zu erhalten – denn erst dann ist Konsum wirklich nachhaltig.

4. Wie kann ich zur Slow Fashion Bewegung beitragen?

Auch du kannst Teil der Slow Fashion-Bewegung werden. Dafür musst du nicht von einem Tag auf den anderen deinen kompletten Kleiderschrank auf hochwertige Fair Fashion-Teile umstellen. Anfangen kannst du mit einem bewussten Blick in deinen Kleiderschrank: Frage dich, welche der Teile dir wirklich Freude bringen und welche womöglich nichts als Ballast sind, weil sie nicht passen oder nicht gefallen. Wie viel Teile deine Slow Fashion-Garderobe beinhalten sollte, beantworten wir dir hier. Außerdem geben wir dir hier eine Hilfestellung beim Aussortieren.

Der Grundgedanke der Slow Fashion-Bewegung, neue Wertschätzung für die Teile zu erfahren, die man bereits besitzt, geht dabei auch mit dem der Minimalismus-Bewegung d’accord. Ziel beider Ansätze ist es, nur noch hochwertige, langlebige Dinge zu besitzen, die du tatsächlich nutzt. Ist der Bedarf nach neuen Gegenständen vorhanden, orientiert sich die bewusste Kaufentscheidung an Faktoren wie Nachhaltigkeit (also ökologisch und sozial verträglicher Herstellung) und Langlebigkeit.

Tipp: Um Kaufentscheidungen bewusst zu treffen, helfen Fragen wie: Siehst du dich auch in drei Jahren noch in diesem Kleidungsstück? Fallen dir spontan drei Outfit-Kombinationen ein? Wenn möglich, ist es außerdem sinnvoll, die Entscheidung hinauszuzögern: Gefällt dir das Kleidungsstück auch nach einer Woche oder (bei hochpreisigen Kleidungsstücken) einem Monat noch?

5. Häufige Fragen

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